Bergnot

Jedem kann es passieren, dass er in Bergnot gerät. Die Gründe hierfür sind vielfältig:
  • Einbruch der Dunkelheit infolge falscher Tourenplanung oder Verirrung,
  • Wettersturz,
  • Unfall, ...
Gerät jemand in Bergnot, so sollte er auch wissen wie er sich zu verhalten hat. Neben geeigneten Erste-Hilfe-Maßnahmen ist es vor allem auch wichtig zu wissen, wie ein Notruf durchgeführt oder das "Alpine Notsignal" abgegeben wird. Alpspitze und Osterfelderkopf
Abbildung: Dunkelheit ist kein Grund in Panik zu verfallen -> Alpspitze (2620 m) und beleuchteter Osterfelderkopf (2033 m), Wetterstein-Gebirge, Bayern, Deutschland.

Alpines Notsignal

  • 6 mal pro Minute (d.h. alle 10 Sekunden) wird ein optisches oder akustisches Signal gegeben
  • Nach einer Minute Pause wird das Notsignal wiederholt
  • Wird das Signal von den "Rettern" gesehen/gehört, so antworten diese 3 mal pro Minute (also mit Pausen von 20 Sekunden)
Prinzipiell ist dem "Alpinen Notsignal" der "Alpine Notruf" vorzuziehen. Wahlenbergfjorden
Abbildung: In Gegenden, wo man auch nach erfolgreichem "Notruf" mit dem Iridium-Satellitenhandy mitunter mehrere Tage auf Hilfe warten muss, sind eine umfangreiche Tourenplanung und Erste-Hilfe-Ausbildung unerlässlich (Abb.: Wahlenbergfjorden mit Vestfonna Abbruchkante, Nordaustlandet, Svalbard).

Alpiner Notruf

Rufnr. Bedeutung
140 Alpinnotruf in Österreich
144 Rettungsnotruf in Österreich
112 Notruf, europaweit
118 Alpinnotruf in Italien

Um bei den Nummern 140, 144 und 118 eine Verbindung zu erhalten, ist es wichtig, dass man sich mit dem Handy in Reichweite seines Netzbetreibers oder eines Roamingpartners desselben befindet. Ist dies nicht der Fall, so kann über die eben genannten Nummern kein Notruf abgesetzt werden.

Nur mit der europaweit gültigen Notrufnummer 112 kann auf alle verfügbaren Handy-Netze (also nicht nur auf das Netz des eigenen Netzbetreibers) zugegriffen werden. Sollten sie also scheinbar keine Netzverbindung haben, dann schalten sie ihr Handy aus und geben sie nach dem erneutem Einschalten anstelle des PIN-Codes die 112 ein.

Praktisch heißt das:

  • Handy ausschalten
  • Handy einschalten
  • Anstelle des PIN-Codes wird die 112 eingegeben oder der SOS-Button betätigt (dies funktioniert in Österreich auch ohne SIM-Karte, nicht jedoch in Deutschland!)
  • Absetzen des Notrufs und Durchgabe der Unfallmeldung
  • Nicht auflegen, sondern auf Instruktionen der Rettungsleitstelle warten

Sollte trotzdem kein Netz zu erreichen sein, soll die Person, die den Notruf absetzt einen Standortwechsel durchführen (z.B. auf eine Geländekuppel gehen) und erneut versuchen, den Notruf abzusetzen.

Kann über Mobiltelefon keine Hilfe geholt werden, so müssen eine oder besser zwei Personen so rasch wie möglich versuchen die nächste Alpinunfallmeldestelle (Hütte, Liftstation, Gasthaus, ...) zu erreichen.

Handy ein- oder ausgeschaltet transportieren?

Nun, das ist eine Frage, bei der es abzuwägen gilt.

Nur mit eingeschaltetem Handy kann man grob geortet bzw. geografisch lokalisiert werden, sofern eine Netzverbindung besteht. Das funktioniert prinzipiell durch eine Stille SMS ohne eigenes Zutun, also beispielsweise auch bei eigener Bewusstlosigkeit. Diese Ortung ist im allgemeinen im alpinen Gelände auf mehrere hundert Meter bis mehrere Kilometer beschränkt, also nicht genau genug, um den Unglücksort präzise und schnell zu finden.

Ich persönlich transportiere das Handy mit voll aufgeladenem Akku bei längeren Bergtouren (mehr als einen Tag) grundsätzlich im ausgeschalteten Zustand. Vor allem im alpinen Gelände gibt es immer noch Netzlücken. Ist man mit dem eingeschalteten Handy in einer solchen "Lücke" unterwegs, so versucht es stets ein Netz zu erreichen und erhöht aus diesem Grund seine Sendeleistung, was sich negativ auf die Akkulaufzeit auswirkt! Verunfallt man jedoch mit ausgeschalteten Handy und ist selbst nicht mehr in der Lage es einzuschalten, so kann man auch nicht über Handyortung von den Rettungskräften lokalisiert werden.

Weitere Tipps zum Handy

  • Handy-Akku vor jeder Bergtour voll aufladen
  • Handy in kleinem wasserdichten Gefrierbeutel transportieren
  • Bei kalten Umgebungstemperaturen das Handy am Körper tragen, um den Akku warm und somit leistungsfähig zu halten
  • Bei mehrtägigen Bergtouren Ersatzakku oder externen Akku-Pack (mind. 2500 mAh) mit passendem Ladekabel mitnehmen, sofern man beabsichtigt regelmäßig zu telefonieren
  • Rufumleitungen (z.B. auf die Mobilbox) sollten generell deaktiviert werden, damit der Rettungsdienst oder Angehörige sie gegebenefalls auch zurückrufen können

Handy und LVS-Gerät

Das Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) und das eingeschaltete Handy sollten in getrennten Taschen in einem Abstand von mindestens 30 bis 40 cm voneinander transportiert werden. Dies ist notwendig, damit der Empfang des LVS-Gerätes bei der Verschüttetensuche nicht gestört wird.

Die Unfallmeldung (W-Schema)

  • WER meldet? (Name und Telefonnummer)
  • WO genau ist der Unfallort? (Höhenangabe, Ortsbezeichnung, GPS-Koordinaten)
  • WAS ist geschehen? (Art der Verletzung)
  • WIE VIEL Personen benötigen Hilfe? (Anzahl der Verletzten und Beteiligten)
  • WANN ist es passiert? (Uhrzeit)
  • WETTER und Sichtbedingungen? (Hubschraubereinsatz)

Nach der Unfallmeldung muss die Erreichbarkeit des Melders unbedingt erhalten bleiben, da es häufig Rückfragen durch die Rettungsleitstelle gibt - also keinesfalls unaufgefordert auflegen!

Achtung: Nach dem Absetzen des Notrufs das Handy nicht mehr ausschalten, da es ansonsten nicht möglich ist, von der Rettungsleitstelle genau geortet zu werden!

Hubschrauberbergung am Vermuntpass
Abbildung: Hubschrauberbergung am Vermuntpass, Silvretta, Österreich.

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