Die 10 goldenen Regeln des Höhenbergsteigens
Die folgenden
"10 goldenen Regeln des Höhenbergsteigens" sind eine Zusammenfassung der Artikelserie
Tipps und Tricks für Trekker und Höhenbergsteiger, die in der Alpenvereinszeitschrift 1/00 und 2/00 veröffentlicht wurde.
Einige der Regeln sollten auch beim Bergsteigen und Bergwandern in den Alpen (Hochtouren!) berücksichtigt werden.
Abbildung: Annapurna-Massiv, fotografiert von Pokhara aus, Nepal.
Die Regeln lauten:
1. Not too fast, too high!
Das
Risiko zu erkranken nimmt mit wachsender Aufstiegsgeschwindigkeit zu (langsameres Aufsteigen minimiert
das Erkrankungsrisiko).
Abbildung: Hängebrücke am Annapurna-Trek, Nepal.
2. Go high, sleep down!
Die Schlafhöhe sollte beim Höhenbergsteigen um nicht mehr als
400 bis 600 m pro Tag gesteigert werden.
Sie sollte immer tiefer als die maximal erreichte Tageshöhe liegen (nach dem Erreichen eines Lagers dieses nicht sofort
beziehen, sondern langsam und ohne Gepäck nochmals 100 bis 200 Hm aufsteigen und dann zum Lager zurückkehren).
3. Watch your heart rate and take your time!
Die Dauer bis zur Akklimatisation auf einer neu erreichten Höhenstufe wird mit etwa 6 bis 7 Tagen angenommen.
Die
Rückkehr des Pulsschlags zur Ruheherzfrequenz auf die Werte aus Tallagen (nur bis ca. 5500 m Seehöhe möglich)
kennzeichnet den
Abschluss der Akklimatisation.
Weitere Merkmale:
- Vertiefte Atmung in Ruhe und unter Belastung
- Vermehrtes, vor allem nächtliches Urinieren
- Allgemeines Wohlbefinden (guter Schlaf, Appetit, keine Müdigkeit oder Abgeschlagenheit am Tag)
Während der Akklimatisation sollte jegliche Überanstrengung vermieden werden.
Maximale Herzfrequenz in dieser Phase: (220 - Lebensalter) * 0,7
Abbildung: Annapurna I (8091 m) und Roc Noir (7485 m), Nepal.
4. Do or die!
Bei ersten
Anzeichen einer schweren
Höhenkrankheit sofort in tiefere Lagen
absteigen (= bestmögliche Therapie).
Je schneller man nach unten kommt, desto höher ist die Chance, dass sich die Krankheitssymptome wieder zurückbilden.
5. Keep an eye on your partner!
- Wirkt jemand ungewohnt still und teilnahmslos?
- Beobachtet man einen ungewohnten Leistungsabfall?
- Fällt auf, dass jemand nach der Tour sofort das Zelt aufsucht und nicht zum Essen erscheint?
- Beobachtet man eine plötzliche Trittunsicherheit?
Bemerkt man bei seinem Partner eines obiger Anzeichen, so steht es wahrscheinlich nicht gut um seine Gesundheit.
"It's okay to get AMS (akute mountain sickness), but it's not okay to die from it!"
Abbildung: Abstieg nach Kagbeni, Nepal.
6. Start out healthy!
Das Schwierigste am Anfang einer Expedition ist,
gesund das Basislager zu erreichen.
7. Dont't stop drinking!
Beim Höhenbergsteigen muss von einem
Flüssigkeitsverlust von ca.
3,5 l/24 h ausgegangen werden.
Um diesen Flüssigkeitsverlust auszugleichen müssen folgende Aktivitäten durchgeführt werden:
- Im Basislager pro Tag mindestens 2-3 l Flüssigkeit trinken und 2500-3000 kcal Nahrungsmittel zu sich nehmen.
- In Hochlagern pro Tag mind. 3 l Flüssigkeit trinken, da im Allgemeinen weniger Nahrungsmittel zur Verfügung stehen.
Urinkontrolle: Täglich mind.
1 Liter, in Extremsituationen auch kurzfristig 0,5 l pro Tag sollten es schon sein.
Abbildung: Dhaulagiri I (8167 m), Nepal.
8. Sleep well!
Bei gutem Schlaf regeneriert sich der Körper besser und man fühlt sich weniger erschöpft.
9. Don't stay too high, too long!
Längerer Aufenthalt in großen Höhen ist stets mit einem
körperlichem Verfall verbunden.
Der
Körper baut trotz Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr allmählich
ab - die Gefahr
Erfrierungen
zu bekommen steigt.
10. Plan your trip!
Neben genauer Routenführung und Akklimatisierungsplan sollte man sich auch Gedanken über die folgenden Dinge machen:
- Welche Währung (Geld) hat das jeweilige Land? Wechselkurs?
- Wie lange wird die Expedition dauern?
- Wie gelange ich ins Zielgebiet (Flugzeug, Hubschrauber, Auto, Fußmarsch)?
- Wie viel Nahrungsmittel (Kalorien, Vitamintabletten) brauche ich für die gesamte Aufenthaltsdauer?
- Wie viel Brennstoff (Gas, Benzin) wird benötigt?
- Vollständige Bergsteigerausrüstung (Hochtourenbekleidung, Daunenjacke, Wäsche zum Wechseln,...) vorhanden?
- Welche Medikamente kommen zusätzlich ins Erste-Hilfe-Set?
Abbildung: Steinmann und Gebetsfahnen auf 4925 m Seehöhe, Nepal.